Gift Der Tod kommt lautlos by Pala Ivo

Gift Der Tod kommt lautlos by Pala Ivo

Autor:Pala, Ivo [Pala, Ivo]
Die sprache: eng
Format: epub
Herausgeber: blanvalet
veröffentlicht: 2015-04-21T16:00:00+00:00


DER ANFANG VOM ENDE

23

Berlin-Wedding

Robert Koch-Institut – Abteilung für Epidemiologie

Dr. Lysann Benningsen öffnete die E-Mail und zog schon nach der ersten Zeile, die sie darin überflog, mit einem heftigen Ruck die randlose Brille von der Nase, um sie wütend in die nächste Ecke ihres kleinen Büros zu werfen.

Die Ignoranz der Menschen war unglaublich!

Schwer zu fassen, dass sie selbst im einundzwanzigsten Jahrhundert immer noch nicht dazugelernt hatten – und scheinbar auch alles taten, um nicht dazulernen zu müssen.

Es war beinahe so, als würden kleine Vorschulkinder sich die Augen mit beiden Händen fest zuhalten im Glauben, dass man sie dann nicht mehr sehen kann.

Die Wahrheit war da draußen, und jeder konnte sie erkennen … musste sie verdammt noch mal erkennen; auch wenn man kein Fachmann oder Wissenschaftler auf dem Gebiet war.

Aber nein! Trotz des noch gar nicht so lange zurückliegenden Ebola-Ausbruchs in Westafrika im Dezember 2013 und der folgenden Ausbreitung nach Nigeria, Guinea, den Senegal und Sierra Leone, bei der schon in der ersten Jahreshälfte 2014 mehr als dreitausend Infizierte registriert worden waren, von denen sechzig Prozent gleich in den ersten Tagen starben, weigerten sich der Bundesgesundheitsminister und die Gesundheitsminister der Länder, Dr. Benningsens inzwischen vierten Antrag, umgehend eine zentrale Seuchenbehörde für Deutschland einzurichten, auch nur zu diskutieren.

Dabei handelte es sich bei dem Ausbruch in Afrika um den bisher größten seiner Art.

Es waren dabei sogar zahlreiche Fälle in größeren Städten mit internationalen Flughäfen aufgetreten, und einzelne ausländische Erkrankte waren von dort gegen jeden gesunden Menschenverstand unter nur unzulänglichen Schutzbedingungen in ihre Heimatländer England, Spanien und in die USA zurückgeflogen worden.

Nicht auszudenken, wie leicht das zu einer globalen Ausbreitung der Epidemie hätte führen können.

Vielleicht war man diesmal noch relativ glimpflich davongekommen – und das auch nur, weil der Ausbruch so früh entdeckt und bekämpft worden war.

Aber was würde beim nächsten Mal passieren?

Wie zum Beispiel noch vor weniger als einem Jahr in China im Juli 2014, wo nach einem Ausbruch der Beulenpest eine ganze Stadt mit über dreißigtausend Einwohnern hermetisch unter Quarantäne gestellt werden musste.

Deutschland war auf solche Katastrophen nicht vorbereitet.

Nicht einmal im Entferntesten.

Die Gesundheitsminister der Länder und auch der Bundesgesundheitsminister und sein Stab waren der in Dr. Lysann Benningsens Augen absolut irrigen Annahme, dass das STAKOB völlig ausreichte.

Doch der Ständige Arbeitskreis der Kompetenz- und Behandlungszentren für hochkontagiöse und lebensbedrohliche Erkrankungen war schon allein aufgrund seiner dezentralen Struktur und entsprechend schwerfällig zu koordinierenden Informationsflüssen und Kompetenzdiskrepanzen nicht geschaffen für ein übergeordnetes Krisenmanagement, das darauf ausgerichtet sein musste, im Notfall schnell zu reagieren und auch Entscheidungen zu fällen, ohne dass erst zahlreiche Gremien und Prüfungen durchlaufen werden mussten, wusste Dr. Lysann Benningsen. Und sie musste es wissen, schließlich gehörte sie ihm jetzt schon seit vier Jahren an.

Sie war mit ihrem Latein am Ende.

Konnte denn niemand in den zuständigen Behörden sehen, wie groß und vor allem wie akut die Bedrohung durch die exponentielle Zunahme der Weltbevölkerungsdichte und den immer enger vernetzten internationalen Transportwegen über Land, Wasser und Luft geworden war?

Selbst nur mit Pferdewagen und Segelschiffen hatte die Beulenpest im sechsten Jahrhundert unserer Zeitrechnung weit über fünfzig Millionen



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